Was ist Kieselgur oder Diatomeenerde?

Kieselgur oder Diatomeenerde auf dem Bauernhof und im Haushalt

Kieselgur ist eine Substanz in Pulverform, die ein weißliches Aussehen hat. Sie wird aus den Schalen von fossilen Kieselalgen gewonnen. Das Besondere an diesen Algen ist ihre Schale, die zum Großteil aus amorphen Siliciumoxid besteht und eine poröse Struktur hat. Ausgehend von einem Milliliter Kieselgur befinden sich darin rund eine Milliarde Diatomeenschalen sowie Bruchstücke davon. Der Begriff Gur kommt aus dem Niederdeutschen und heißt so viel wie “feuchte, aus dem Gestein ausgärende Masse”. Geologisch gesehen ist Kieselgur ein Sedimentgestein, das aus fossilem Diatomeenschlamm entstanden ist. Kieselgur kann man vielseitig einsetzen, weshalb es als Rohstoff nicht zu verachten ist. Dabei ist zu beachten, dass Kieselgur kein chemisches Produkt ist und somit absolut unbedenklich für die Gesundheit und Umwelt. Landwirte, aber auch Haustierhalter wissen um die Bedeutung und gute Wirkung von Kieselgur und verwenden es bevorzugt, ehe Chemie eingesetzt wird. Kieselgur trocknet Schädlinge einfach aus, indem es ihnen die Flüssigkeit entzieht. Später trocknet die Kieselgur wieder, weshalb sie eine gewisse Langzeitwirkung hat und somit nicht alle paar Tage neu ausgestäubt werden muss. Dies ist auf Dauer gesehen durchaus wirtschaftlicher als teure chemische Mittel.

Wo gibt es Kieselgur und Diatomeenerde?

Herkunft von Kieselgur und Diatomeenerde

In Norddeutschland wurden während den Zwischeneiszeiten die Kieselgurvorkommen gebildet, somit sind sie bereits hunderttausende von Jahren alt. Damals befanden sich in dem kieselsäurehaltigen Wasser auch sehr viele Kieselalgen von verschiedensten Arten. Auch heute noch leben in den Meeren sowie Seen diese Diatomeen und sie sind in der Lage, sich im Abstand von Stunden mittels Zellteilung zu vermehren. Man geht davon aus, dass bei perfekten Bedingungen aus einer Kieselalge innerhalb eines Monats Milliarden Nachkommen entstehen. Sie schweben durch das Wasser, sinken nach dem Sterben auf den Grund und bauen so nach und nach eine Ablagerung auf. Verändert sich nun der Boden geologisch, durch zum Beispiel Bodenhebungen, sind sie irgendwann an der Erdoberfläche zu finden. Weitere Vorkommen von Kieselgur gibt es in Oberhessen und Sachsen-Anhalt. Um Kieselgur abbauen zu können, ist der Tagebau notwendig. Früher stach man die Kieselgur noch mit der Hand und sie musste mühevoll mit Kraftaufwand abtransportiert werden. Später kamen Pferde zum Einsatz, welche die Loren mit Kieselgur aus den Gruben zogen. Ab den 50er-Jahren übernahmen Loks die Zugarbeit. Mittlerweile erledigen Bagger die schwere Arbeit. Im Jahr 1994 stellte man den Abbau in Norddeutschland ein, weil die Auflagen immer höher wurden und somit der Abbau nicht mehr wirtschaftlich war. Dieses Problem besteht mittlerweile in vielen Gebieten Deutschlands, weshalb Kieselgur heute meist aus England bezogen wird. Dies ist wesentlich wirtschaftlicher als die hohen Produktionskosten in Deutschland. Kieselgur hat einen etwas höheren Preis, würde es jedoch weiterhin in Deutschland abgebaut werden, wäre dieser vermutlich um ein Vielfaches höher.

Die Arten von Kieselgur und Diatomeenerde

Kieselgur als Pulver fein oder grob wird in Mesh angegeben

Es gibt Salzwasser- und Süßwasser-Kieselgur. Da sich die Kieselgur in drei Schichten ablagert, gibt es auch verschiedene Färbungen, was am Restgehalt der organischen Stoffe liegt. Liegt die Kieselgur sehr tief, ist auch ein größerer Anteil an organischen Stoffen enthalten. Ganz oben befindet sich die weiße Kieselgur, welche meist direkt unter der Erdoberfläche liegt. Sie hat etwa 3 bis 5 Prozent organische Bestandteile und zu Beginn des Abbaus wurde damals nur diese weiße Gur genutzt. Direkt darunter kommt die graue Gur, welche schon bis etwa 10 Prozent organische Stoffe enthält. Später wurden zum Abbau auch noch Brenner genutzt, diese entfernen die organischen Stoffe und somit war der Abbau dann auch wirtschaftlich. Ganz unten befindet sich die grüne Gur, die bei etwa 36 Prozent organischen Stoffen liegt. In dieser Schicht kann man sogar noch Fischabdrücke, Laub, Zapfen oder Nadeln von Bäumen finden. Damals war diese Schicht auf der Höhe des Grundwasserspiegels. Die Kieselgur durchläuft nach dem Abbau verschiedene Prozesse. So muss das Material erst geschlämmt werden, damit der Sand gelöst werden konnte. Anschließend wird die Kieselgur getrocknet. Dann geht es in den Brennhaufen. Bei etwa 800 Grad Celsius werden die organischen Stoffe verbrannt.

Die Verwendung von Kieselgur und Diatomeenerde

Kieselgur gegen Milben

Kieselgur hat den Vorteil, dass es sehr viel Wasser aufnehmen kann. Trifft es auf Parasiten wie Milben oder Haarlinge, so legt sich das Pulver auf diese. Die scharfkantigen kleinen Schalen im Pulver beschädigen den harten Panzer der Parasiten und dringen so in diesen ein. Nun trocknet das Pulver die Schädlinge aus und sie sterben. Kieselgur wird deshalb gerne bei der Haustier- und Nutztierhaltung verwendet. Es kann im Stall verstäubt werden sowie in Milben und Ecken, aber auch im Haushalt an den bevorzugten Schlafplätzen der Tiere. Da Kieselgur nicht schädlich ist, kann sogar das Fell von Haustieren damit bestäubt werden. Bevor das Pulver trocknet, wird es wieder ausgebürstet und die Haustiere sind schon nach kurzer Zeit milbenfrei. Gerade bei Pferden macht man das, damit diese sich im Sommer nicht den Schweif wundreiben. Ebenso wird Kieselgur gerne in das Futter von Nutztieren gegeben. Das enthaltene Siliziumdioxid ist gut für das Bindegewebe, Knochen, Haut und die Lunge. Somit hat es sogar von innenheraus noch eine positive Wirkung. Da das Pulver sehr staubt, sollt beim Ausbringen ein Atemschutz getragen werden. Zwar ist Kieselgur nicht schädlich oder gar giftig, doch es kann in zu großen Mengen zu einer Reizung der Atemwege führen. Das Gleiche gilt für die Tiere, welche beim Ausstäuben des Pulvers nicht im Stall oder in der Nähe sein sollten. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, Kieselgur zu nutzen. So zum Beispiel zum Filter von Abwasser, als Schleif- und Poliermittel sowie als Füllstoff in Papier, Pudern oder Tabletten. Ebenso kann es Bioziden, Düngemitteln oder Insektiziden beigemischt werden. Gerne verwendet man es auch als Beimengung von Trockenfutter oder Körnern, damit dieses trocken bleibt und nicht zu schimmeln beginnt. Dafür eignet sie sich sogar sehr gut, da sie ja Feuchtigkeit aufsaugt, aber auch wieder trocknet. So bleibt zum Beispiel gelagertes Tierfutter in der Scheune trocken. Ebenso kann Kieselgur im Haus verstreut sämtliche Schädlinge wie Silberfische vernichten und ist dabei weder für Kinder noch freilaufende Haustiere bedenklich. Obgleich man im Bier hohe Arsenwerte finden konnte, die auf das Filtern mit Kieselgur zurückzuführen waren, kamen Forscher zu dem Schluss, dass die Menge so gering ist, dass diese keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Allerdings ist nun angeraten, die Kieselgur in der Filteranlage öfter mit Wasser zu spülen.