Die Züchtung der Hühnerrassen

Hühner Aufzucht KükenMit der Domestikation des Haushuhns begann die Hühnerzüchtung. Den Anfang bildete das Bankivahuhn. Bereits im Wildzustand bildete es viele Varietäten und spaltete sich dank seiner großen Verbreitung in viele Lokalrassen. Hähne wurden als Kultfiguren und Kampftiere gehalten. Wegen ihres Fleisches, der Eier und der Schönheit wurden Hühner erst später gezüchtet.

Hühnerrassen, die sich durch Kreuzung herausbildeten, sind eher durch Zufallspaarungen entstanden. Es wird angenommen, dass Hühner zuerst in Indien domestiziert wurden, etwa vor 7000 Jahren. Kelten, Germanen, Griechen und Römer hielten domestizierte Hühner. Wahrscheinlich im siebten Jahrhundert vor Christus traten Hühner nördlich der Alpen auf.

Hähne wurden auf Kriegszüge mitgenommen, so gelangten sie in andere Regionen. Im Mittelalter wurden weitere Rassen hervorgebracht. Während des Dreißigjährigen Krieges und danach kam es aufgrund der schrecklichen Verwüstungen nicht zu Neuzüchtungen. Einen Aufschwung erlebte die Hühnerzucht erst wieder im 19. Jahrhundert. In den deutschen Sprachraum kamen schwere Hühnerrassen aus Asien sowie Züchtungen aus anderen europäischen Ländern.

Hühnerhalter wurden zur Zucht neuer Rassen angeregt. Die kommerzielle Hühnerzucht begann, viele Hühnerzüchter strebten nach neuen Rassen und Farbenschlägen. Alte Landhuhnschläge wurden hingegen vernachlässigt.

Durch Züchtung wurden Hühner genetisch verändert und angepasst an die Bedingungen der bäuerlichen Wirtschaft und die menschlichen Gewohnheiten. Die genetische Vielfalt der Rassen ist nicht auf mehrere Wildhuhnarten zurückzuführen, sondern stammt ab von einer Ordnung der Vögel, von den Hühnervögeln.

Aus dieser Ordnung stammt die Familie der Fasanenartigen, aus der das südostasiatische Kammhuhn – auch als Bankivahuhn bekannt – sowie das nordmittelamerikanische Truthuhn, das afrikanische Perlhuhn und die japanische Wachtel domestiziert wurden.

In der kommerziellen Hühnerzucht wurden durch intensive Selektionsarbeit Eierlegemaschinen geschaffen. Bei derartigen Käfighühnern werden die natürlichen Instinkte unterdrückt.

Die Grundlage für die Zucht der Masthähnchen bildeten die Hennen der „Weißen Plymouth Rocks“. Für die Hahnenlinie wurde die „Weiße Cornish“ genutzt. In den Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden durch Hybridzucht wenige Rassen gezüchtet, die eine hohe Eierzahl liefern und viel Fleisch.

Die Rassegeflügelzüchter konnten nicht der Gefahr des Aussterbens seltener Rassen entgegenwirken. Es wurden Gesellschaften zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen ins Leben gerufen. Aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte und des regionalen Verbreitungsgebietes verfügen seltene Rassen über charakteristische Eigenschaften, die für nachfolgende Züchtungen wichtige Genreserven darstellen.

Nicht die Zucht neuer Hühnerrassen sollte im Vordergrund stehen, sondern der Erhalt der seltenen Rassen. Entsprechende Zuchtprogramme in Erhaltungszuchten wirken dem Verlust der genetischen Vielfalt entgegen. Um eine Rasse zu erhalten, können Tiere dieser Rasse angeschafft werden und immer wieder weiträumig ausgetauscht.

Die Vielfalt der Rassen bei der Aufzucht

In der Gattung der Kammhühner gibt es vier Wildhuhnarten. Eine davon ist das Rote Kammhuhn. Je nach Farbe und Größe der Ohrscheiben und der regionalen Lebensraumzugehörigkeit wird es noch in fünf Unterarten unterteilt. Mehrere dieser Unterarten können für unsere Hühnerrassen die Ahnen sein.

Aufgrund der großen Verbreitung des Urgeflügels und der unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen entwickelten sich genetische Unterschiede. Diese Unterschiede gingen ein in die Domestikation und Weiterzüchtung. Über Jahrtausende und Jahrhunderte entwickelten sich primitive Landschläge, aus denen vielfältige Rassen entstanden. In der Industriealisierung der Landwirtschaft und der Massentierhaltung wurden durch Herdbuchzucht hochspezialisierte Linien an Hybridhühnern hervorgebracht.

Alte Hühnerrassen starben aus oder kamen auf die rote Liste bedrohter Nutztierarten.

Im Laufe der Zeit variierten Form und Farbe. Skelettstruktur, Muskulatur, Federn, Haut, Kreislauf, Fortpflanzung, Hormonhaushalt, Stoffwechsel, Lebenszyklus und Verhalten veränderten sich. Vom ursprünglichen Wildhuhn unterscheiden sich die heutigen Rassen in Körpergröße und -proportionen. Es bildeten sich schwere, mittelschwere, leichte und Zwergrassen heraus.

Ein Haushuhn kann sich paaren mit dem Bankivahuhn und fruchtbaren Nachwuchs hervorbringen. Durch Zähmung und künstliche Zuchtauswahl ist eine Vielzahl von Rassen und Schlägen des Haushuhnes hervorgegangen. Neubildungen jeder Art wurden gepaart, es wurde auch auf das Bankivahuhn zurückgegriffen.

Nachgezüchtete Rassen und Schläge entfernen sich immer weiter vom Stammhuhn. Sowohl der neuzeitliche große Malaienhahn als auch die sehr kleinen Bantamhühner haben dieselben Vorfahren. Die Gestalt der Hühner hat sich gegenüber der Wildrassen am gravierendsten verändert. An das hochgereckte Wildhuhn erinnert nur noch der Kampfhuhntyp.

Die Figur der heutigen Kulturhühner ist eiförmig, vierschrötig-kugelig oder bei den Landhühnern walzenförmig. Man unterscheidet bei den Hühnerrassen drei Haupttypen: den Malaien- oder Kampfhuhntyp, den Chinesentyp und den Landhuhntyp.

Die Vielzehigkeit, Vielsporigkeit und Verkrüppelung der Schwanzwirbel sind weitere Veränderungen gegenüber dem Wildhuhn. Der Stoffwechsel und die Stoffwechselorgane haben sich verändert infolge der Züchtung zu hoher Leistung. Dadurch wurde die Fleisch- und Fettleistung gesteigert, besonders jedoch die Fruchtbarkeit. Eine Henne der hochgezüchteten Legehybriden legt im Jahr 300 und mehr Eier.

Das Gelege eines Wildhuhnes umfasst 10 bis 15 Eier. Die Wildhenne legt ihre Eier nur zur Brut. Wildhühner stellen nach kurzer Zeit die Fortpflanzungsaktivität ein, während sie bei Haushühnern das ganze Jahr über andauert. Bei Haushühnern geht die Hirnleistung zurück, verschiedene Instinkthaltungen verkümmern.

Es wurden bei Liebhaberzüchtungen auch Hühner hervorgebracht, deren Aussehen und Verhalten so stark verändert wurden, dass sie aus tierschutzrechtlichen Bestimmungen nicht mehr zulässig waren. Es wurde in die natürlichen Verhaltensabläufe eingegriffen. Einigen Hühnern fehlen Schwanz und Schwanzwurzel, sodass beim Tretakt der Körper nicht stabil gehalten werden kann.